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Lernfördersysteme

Ausgangslage

Den Sekundarschulen im Kanton Zürich soll mit der Online-Plattform «Lernpass plus» und dem integrierten «Stellwerktest» ein neues digitales Instrument zur Verfügung gestellt werden.

Die Plattform bietet einen Aufgabenpool, Orientierungstests, eine Standortbestimmung (Stellwerk) sowie ein Planungstool an.
Dank diesem neuen Lernfördersystem sollen die Schüler/-innen individueller gefördert werden können.

Werdegang des Positionspapiers

Die Online-Plattform ist im Kanton Zürich noch unbekannt und nicht erprobt. Der Vorstand und die Delegierten der SekZH testeten das System in der Praxis und listen aus ihrer Sicht die Vor- und Nachteile des Lernfördersystems auf. Daraus resultierend folgt neben der Anwendungs-Empfehlung ein Fazit.

Das Positionspapier wird auf Antrag des Vorstandes von den Delegierten an der Versammlung vom 4. Dezember 2019 abgenommen und unterstützt.

1) Stellwerktest

a) Nutzen

  • Der Stellwerktest ermöglicht eine klassenübergreifende Positionsbestimmung und somit einen normativen Vergleich.
  • Die Einschätzung der Lehrpersonen stimmen mit den Stellwerkresultaten weitgehend überein.
  • Die direkte Verbindung zu den Job-Skills ist hilfreich und ermöglicht eine individuelle und berufsspezifische Förderung.
  • Der Stellwerktest ist eine gute Grundlage für die Standortgespräche (8. Klasse) und für die Planung des Atelierunterrichts im letzten Schuljahr.

b) Gefahren und Risiken

  • Der Stellwerktest wird nicht wie geplant als Förder- sondern als Selektionsinstrument beim Bewerbungsprozess eingesetzt.
  • Lernschwache Schüler/-innen erhalten dadurch einen zusätzlichen Nachteil beim Bewerbungsprozess.
  • Weil der Stellwerktest zu Selektionszwecken eingesetzt wird, wird teilweise darauf geübt: «Teaching to the test».
  • Der Stoffinhalt des Stellwerktests entspricht nicht den Lehrplaninhalten und widerspricht teilweise den obligatorischen Lehrmitteln des Kantons Zürich.
  • Der Stellwerktest widerspricht dem Grundgedanken einer ganzheitlichen Bildung.
  • Die Resultate des Stellwerktests fliessen in einzelnen Schulen in die Lehrpersonenbeurteilung (MAB) ein.

c: Empfehlung SekZH
Der Stellwerktest ist sinnvoll, falls die Schule nachfolgend individuellen Förderunterricht anbietet (z.B. Atelier).

2) Lernpass plus

a) Nutzen

  • Motivierte Schüler/-innen können auf individuellem Niveau einzelne Teilkompetenzen verbessern und üben.
  • Selbstständiges und individuelles Üben ist ohne grossen Aufwand der Lehrpersonen gut möglich.


b) Gefahren und Risiken

  • Da der Einstieg in die Benutzeroberfläche kompliziert ist, benötigen die Lehrpersonen am Anfang viel Zeit, bis das System verstanden wird und alles eingerichtet ist.
  • Die Rolle der Lehrperson ändert sich zum digitalen Supporter.
  • Die Infrastruktur ist anfällig, weil der Server des Systems zeitweise überlastet ist.
  • Die Orientierungstests nehmen viel Unterrichtszeit ein, was auf Kosten der eigentlichen Lernzeit geht.
  • Der Aufgabenpool ist viel zu klein.
  • Die Bereiche Französisch und Englisch sind noch unvollständig.
  • Die Aufgaben sind noch nicht auf die aktuellen Lehrmittel abgestimmt (z.B. dis donc!).
  • Die Aufgaben sind eintönig, weil viele Aufgabentypen (v.a. Deutsch) oft wiederkehren.
  • Das System erfasst nur einen geringen und spezifischen Teil aller Lehrplankompetenzen. Mit digitalen Plattformen können nur reproduzierende Kompetenzen geübt werden.

c) Empfehlung SekZH
Der Einsatz von Lernpass plus kann im individuellen Förderunterricht im letzten Schuljahr oder im Einzelfall im Wochenplanunterricht sinnvoll sein.


Stolpersteine zu Lernfördersystemen

  • Der Einsatz der Lernfördersysteme im Unterricht setzt einen (zu) hohen Anspruch an die Selbstverantwortung jedes einzelnen Lernenden.
  • Das Instrument kann zu Selektionszwecken missbraucht werden.
  • Die digitalen Förderinstrumente mit automatischer Auswertung können eine zu hohe Gewichtung im Unterrichtsalltag erhalten und andere wichtige Inhalte in den Hintergrund drängen (z.B. Diskussion, Interaktion, Problemlösen).
  • Soziale und kompetenzorientierte Übungsinhalte fehlen systembedingt gänzlich.
  • Lernpass plus (inkl. Stellwerk) verursacht hohe wiederkehrende Kosten.

Fazit SekZH

Das Lernfördersystem Lernpass plus steckt noch in den Kinderschuhen. Weil das dahinterstehende Konzept überzeugt, ist die Versuchung gross, bereits heute das Produkt für obligatorisch zu erklären und einzusetzen. Die ersten Erfahrungen im Praxiseinsatz zeigten jedoch, dass die Aufgabenfülle noch zu gering und das Produkt noch nicht ausgereift ist.

Aus unserer Sicht kann Lernpass plus als Ergänzung im Unterricht für die individuelle Förderung aber durchaus geeignet sein.

Die SekZH empfehlen deshalb, Lernpass plus im Praxistest zu erproben und nach der vom VSA in Aussicht gestellten dreijährigen Testphase eine Neubeurteilung vorzunehmen.
Der dem Lehrplan 21 und den aktuellen Lehrmitteln angepasste Stellwerktest 2.0 soll im 8. Schuljahr bis auf Weiteres obligatorisch bleiben.

Download des Positionspapiers

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