Jetzt geht’s also wieder los: Der Kampf um einen guten Stundenplan. Bei uns im Brunnacker macht es seit drei Jahren Sonja, unsere Schulleiterin. Ich bin zwar nie ganz happy, aber ihr Vorgänger war Hannes und das war eine Katastrophe! Der hatte einfach seine «Lieblinge», denen er alles ermöglichte: Du musst früh mit dem Hund spazieren? Aber klar, dann kommst du erst auf die grosse Pause zur Schule. Du möchtest in dein Ferienhäuschen im Wallis und brauchst deshalb den Freitagnachmittag frei? Kein Problem! – Logisch, dass der Döbeli als Gegenleistung zweimal im Jahr gratis jenes Chalet benutzen durfte. – Du hast keine Kinderbetreuung am Montagnach- mittag? Das lässt sich lösen. Übrigens, vielen Dank für die Einladung zum Apéro am Samstag … So lief das damals. Ich hatte im Gegenzug ganz bescheidene Wünsche. Einen zweiten freien Nachmittag für die vielen Aufsatzkorrekturen, aber da war wieder nichts zu machen – leider, leider wie mir der Hannes mit geheucheltem Mitleid versicherte. Die Wahlfachstunden, die Belegung der Turnhallen und die Hauswirtschaft, da könne man nicht einfach so etwas verschieben.

Jedes Jahr dasselbe Theater. Ich glaube, ich weiss auch, warum er es auf mich abgesehen hat. Einerseits sieht er natürlich, mit welchem Erfolg ich meine Klassen führe, wie viele Schülerinnen und Schüler jeweils ins Gymnasium wechseln, DANK meiner umsichtigen Unterstützung. Es ist schlicht und ergreifend der Neid, der ihn da plagt. Denn ehrlich, was läuft schon Erfreuliches in einer B-Klasse? Vor lauter Disziplinarmassnahmen, Time-Outs und Elternabenden, an die niemand kommt, bleibt das Stoffprogramm auf der Strecke. Doch musste er sich deswegen mit einem miesen Stundenplan bei mir rächen? Wie primitiv ist denn das? Ein zweiter Grund für seine mangelnde   Hilfsbereitschaft könnte sein, dass ich mir einmal erlaubt hatte, ihn wegen seines Schuhwerks anzusprechen. Mit giftgrünen Crocs latschte er im Schulhaus herum. Hallo?!? Wo kommen wir denn da hin? Er hat‘s dann noch ein paar Wochen durchgezogen, damit man keinen direkten Zusammenhang mehr zu meiner öffentlichen Abkanzelung herstellen konnte und dann sind die Crocs nie wieder aufgetaucht.

Aber zurück zum Stundenplan: Seit Sonja die Führung übernommen hat, achte ich auf ein gutes Einvernehmen mit ihr – schliesslich habe ich aus den Erfahrungen mit Döbeli gelernt. So setze ich mich halt manchmal zu ihr, wenn sie trübselig in ihre Kaffeetasse starrt und höre mir ihr Gejammer über die undankbaren Lehrpersonen an. Bei ihren Stundenplanentwürfen ist allerdings manchmal unklar, ob sie mit dem Computer oder der Computer mit ihr diesen Stundenplan zusammengeschustert hat. Und auch ihr Gerechtigkeitsempfinden ist seltsam. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, dass wir im vollen Pensum arbeitenden Klassenlehrpersonen Rücksicht auf all die Teilzeitler und Möchtegernlehrer/innen – sprich Fachlehrpersonen – nehmen müssen. Sollen sich die jungen Dinger doch vorher überlegen, wie sie sich dann nach der Geburt ihres Nachwuchses organisieren wollen!

Mein provisorischer Stundenplan sieht nicht schlecht aus. Unschön ist nur der Freitag: Am Nachmittag Französisch bis

16.15 Uhr. Wie ich in einem Gespräch mitgehört habe, hat der Bernie auch nächstes Jahr wieder am Freitagnachmittag frei. Wie schafft der das nur? – Heute starte ich nochmals einen Anlauf. Ich werde bei Sonja klopfen, sie zu einem Kaffee einladen und sie nach dem Befinden ihrer kranken Katzen fragen und dann werde ich ganz nebenbei nochmals auf den Freitagnachmittag zu sprechen kommen.

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