Gleich ist es soweit – unter  Traktandum «Jahresprogramm und Stellenplanung» werden auch die Ämtlis im Schulprogramm zugeteilt. Skitag, Sporttag, Schulsilvester sind da die giftigen Rosinen, bei denen man den Kolleginnen und Kollegen gerne den Vortritt lässt. Wer jetzt bei Sonja noch nicht vorgesprochen und auf die Tränendrüse hat drücken können, besitzt schlechte Karten. Seit Jahren übernimmt der Sportlehrer den Sporttag und Steve den Schulsilvester, ein ungeschriebenes Gesetz, genauso unverrückbar wie das seit Jahren gleichermassen abgedroschene Programm an beiden Anlässen. Ich präzisiere: Steve und der Sportlehrer laden zu einer Sitzung ein, an der wir Klassenlehrer dann die Vorbereitung der einzelnen Programmpunkte übernehmen.

Der Skitag ist als einzige organisatorische Herausforderung verblieben. Um die partizipative Haltung des Brunnackers zu betonen, hat das Team, angeführt von Sonja, Ruth und anderen Nicht-Sportlern, diesem einfachen Anlass ein Upgrade zum «Winter-Event» verpasst. Weniger Sport, da konkurrenz-fördernd und separativ, mehr integrative Halbtagsmodule wie «Achtsamkeit im Föhrenhain», «Spurenlesen im Winterwald» (meist um den Car-Parkplatz) und «LandArt Weiss in Weiss». Vor Jahren erledigten Döbeli und ich den Skitag, er mit zwo drüü Telifon und ich mit dem Wechsel des Datums auf dem Elternbrief. Mitkommen durften Skifahrer und Snowboarder, schlitteln und spazieren konnte man ja auch daheim.

Der Winter-Event hingegen schliesst alle Schüler und Lehrer ein. Neben vier Sportangeboten (Schlitteln und Spazieren sind schliesslich auch für viele Begleiter eine körperliche Herausforderung) stehen sechs Module. Generalstabsmässig zu verschieben sind 350 Jugendliche, 32 Lehrpersonen (wovon im Schnitt 5 krankheitshalber ausfallen), der Schulsozialarbeiter, 2 Klassenassistenten, der Zivi, 2 Schulpfleger, 3 Mitglieder des Elternrats und die iPadkisten. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres haben sich für dieses Jahr auch die   Reporterin der Regionalzeitung, die Jugendarbeit, 3 PHZH-Studentinnen und der Dorfpolizist angemeldet.

Zurück zur Zuteilung des Anlasses. Seit der Einführung des nBAs kommen die Fachlehrkräfte zum Zug. Früher nicht für Ämterkumulation bekannt, sind sie nun bei der Zuteilung der Ämtchen im Jahresprogramm erste Wahl. Wenn Organisationstalent und Grösse des Flexteils korrespondieren, kann dies ein wahrer Segen sein – aber es gibt auch die umgekehrte Proportionalität… Das Team gerät deshalb vor der Nomination des Organisators in helle Aufregung. Gesteigert wird die Nervosität zudem wegen der internen Wette, die Steve, der Sportlehrer und wir Klassenlehrer zum Organisator des Winter-Events am Laufen haben. Einsatz Fr. 50.–. Ich bin immer bei den Gewinnern.

Sonja ist eine gewiefte Taktikerin und verteilt zuerst die Ämter im Jahresprogramm, bevor sie die Anstellungen bestätigt. Der Jahresrück- und -ausblick ist ein ritueller Akt erster Güte. Eine vertonte PowerPoint voller lachender Gesichter zeigt das vergangene Schuljahr, darauf werden einige gut gewählte Sätze aus dem Leitbild und dem Bericht der Schulevaluation vorgelesen. Mit einigem Pathos werden danach die Meilensteine gewürdigt, welche durch verdienstvolle Lehrkräfte erreicht werden konnten. Ich bekomme immer wegen des Stundenplans Konfekt, Döbeli als technischer Informatiksupporter eine Flasche Dôle. Der Musiklehrer,  der  den  letztjährigen Winter-Event ‚übernommen‘ (sprich: Sich übernommen) hatte, wird in Abwesenheit mit einem Gutschein fürs Heilbad geehrt. Löblich sei zudem, wie der Musiklehrer alles Material auf der Cloud für den nächsten Organisator abgelegt habe. Da sei der Anlass mit fünf Stunden für besondere Aufgaben recht üppig dotiert, nicht wahr? Kollegen mit erhöhtem Flexteil reagieren mit einem erhöhten Puls und senken den Blick auf die Tischplatte. Sonja schaut in die Runde und stoppt bei … Bernie Schmalz. Yess! Die Wettteilnehmer schauen mich ungläubig an. Dabei ist es so simpel: Bernie ist im MAB.

Artikel herunterladen Übersicht Kolumnen