Ich bin ja vor bald drei Jahren als «Questlerin» im Brunnacker gestartet und darf voller Stolz berichten, dass ich im Juli meinen ersten Klassenzug erfolgreich ins Ziel bringen werde. Zeit um eine kleine Bilanz zu ziehen; Zeit, um ein bisschen zurück- und ein bisschen vorauszublicken.
Mein wichtigstes Fazit: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und ein paar Stolpersteinen meine ich, nun sagen zu können, dass ich voll angekommen bin im Brunnacker: Die Schule ist für mich der perfekte Arbeitsort – der Lehrerinnenberuf ist der beste der Welt! Klar, der Anfang war hart und schwierig. Mit der Zeit musste ich lernen, dass im Schulalltag nicht alles so läuft, wie ich es geplant habe. Dank einiger toller Weiterbildungen, wie zum Beispiel «Humor in der Schule», konnte ich mein Classroom Management optimieren – ich bin jetzt auf einem hohen Level in diesem Bereich. Ich habe gelernt, die Dinge nicht zu nah an mich ranzulassen, sie nicht zu persönlich, sondern mit mehr Humor zu nehmen. Klar ist es nicht einfach, wenn Nevio und Samuel den Rucksack von Simona aus dem Fenster schmeissen, um anschliessend zu behaupten, magnetische Kräfte hätten Simonas Rucksack «ins Freie befördert» – ist doch gut, wenn die Schülerinnen und Schüler sich auch in den Pausen mit Magnetismus befassen. Simona habe ich dann gesagt: «Nimm das doch nicht so persönlich – Nevio und Samuel finden dich gut, sonst hätten sie Delias Rucksack genommen.» Auch Simonas Eltern habe ich das zu vermitteln versucht. Jetzt möchten sie ein Gespräch mit der Schulleitung, was ich gut finde, schliesslich ist mir die Kommunikation mit den Eltern wichtig, und ich kann danach mit Sonja bei einem Kaffee noch ein bisschen tratschen.
In diesem Beruf ist kein Tag ist wie der andere, meine Schülerinnen und Schüler sind für mich eine Inspiration, auch wenn sie sich noch so verhaltensoriginell verhalten. Je verhaltensorigineller desto spannender, sage ich mir. Die Klasseninterventionen haben uns ja auch allen gutgetan. Auch die ausserordentlichen Elternabende erlebte ich als Bereicherung. Sonja hat mich kürzlich ja auch für mein Konfliktmanagement gelobt, sie fände es super, dass ich nicht versuchte, etwas unter den Teppich zu wischen und auf ihrem Kalender lese sie in diesem Monat: «Auch aus Stolpersteinen lässt sich ein Weg bauen.»
Ich möchte keinen Tag in der Schule in meinen Klassen fehlen, keine einzige Schülerin, keinen einzigen Schüler möchte ich nur eine Lektion missen – ja, es ist wahr! Ich hätte das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich sehne mich daher schon ein bisschen nach dem neuen Schuljahr, nach den neuen Schülerinnen und Schülern, die ich werde unterrichten dürfen. Und natürlich weine ich schon innerlich, wenn ich an die Verabschiedung meiner Schülerinnen und Schüler im zu Ende gehenden Schuljahr im Juli denke. Diese jungen Menschen sind mir so ans Herz gewachsen. Jede Einzelne und jeder Einzelne von ihnen hat mich etwas gelehrt, das mich in meinem Leben weitergebracht hat, alle haben in mir etwas bewirkt, zurückgelassen, das mein Leben bereichert hat.
Es stimmt schon, die anderen im Brunnacker beäugen mich manchmal kritisch, wenn ich so strahlend durch die Gänge schwebe und mein Strahlen im Teamzimmer alles etwas heller macht. Woher mein Optimismus denn komme, fragte mich Hannes kürzlich, als ich im Kopierraum den Papierstau zu beheben versuchte (das Teil kann einfach kein Duplex!). Ich verriegelte gerade den grünen Hebel B3, schaute ihn strahlend an und verriet es ihm: «Von Roger Federer!»
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