Gut, wir brauchen Schulleiter. Und die PH macht, was sie kann, um unsere Volksschule zu stützen.  Die SL ist da ja zum tragenden Element geworden. Sage nicht nur ich, das ist ein internationaler Trend, das ist Wissenschaft. Ich trage das Brunnmatt. Wo wäre die Professionalität einer Schule bei Leuten wie Bernie Schmalz? Wo blieben Schlüsselelemente wie Öffnung, Vernetzung und Innovation, wenn eine Patrizia Partelli das Sagen hätte? Würde die Öffentlichkeit den Unterschied zwischen einer Bildungsinstitution und einer Wandergruppe erkennen, wenn Döbeli für die Public Relation zuständig wäre? Eben. Weil Hannes P. Straubhaar ein Kollege von Patrizia Partellis Freund ist. Wegen dieser Verbandelung konnte ich mir diesen Internshipler nicht vom Leibe halten. Einen Quereinsteiger ohne pädagogischen Hintergrund als angehenden Schulleiter hab ich mir da eingebrockt, für zwei Wochen. Bad.

Langsam dämmert mir auch die Dimension des integrativen Ansatzes unserer Volksschule. Zuerst dachte ich, die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Voraussetzungen und Bedürfnissen seien die Herausforderung. Mag für die Überforderten stimmen, also für die Klassenlehrpersonen. Für mich als Schulleiterin sind sie ein Gewinn. Da spüre ich meine mütterlichen Instinkte, wenn ich im Eintrittsgespräch nach einem schulischen Timeout sagen kann: Du bist willkommen, so wie du bist; geh nun zu Herrn Döbeli. Zudem stützen diese anspruchsvollen Schüler doch auch meine Vollzeiteinheiten, und ihre Problematik ist sinnvollerweise der Ausgangspunkt für unsere internen Weiterbildungen, die Implementierung der Sozialstrukturen und die Notwendigkeit der Vernetzung. Tönt komisch, aber eine Schule ohne moderne Probleme wäre keine professionelle Schule, wie man sie heute will.

Nun aber kommt diese andere Integrationswelle, auf Mitarbeiter- und Leitungsebene. Zuerst der Übergang von der handgestrickten Lehrperson aus Berufung zum modernen Bildungsprofi nach PH-Zuschnitt: Wie bemühten wir Schulleiter uns, diese selbsternannten Schulstubenkönige zu integrieren, die sich etwas auf ihre Allrounderqualitäten einbilden. Dann folgte der Quereinsteiger, der Questler – tönt ja so bronchial wie ein Auswurf… nur kommt er aus der Wirtschaft. Ein solcher Questler frisst mir doch an Stundendotation weg, was ich mir mit einem hohen Sozialindex erarbeitet habe. Braucht ein Mentorat von Döbeli, den fachlichen Boost von Partelli, Steve Hilfiger bei jedem zweiten Elterngespräch und meine Wenigkeit für die letzten Fragen der Pädagogik: Wo finde ich Laminierfolien? Wie rechne ich meine Autospesen in Jokertage um? Hat’s an dieser Schule auch eine Beamer-Fernbedienung mit integriertem Laserpointer?

Und nun diese angehenden Schulleiter ohne pädagogischen   Hintergrund. In ein paar Wochen soll ich diesem Hannes P. das pädagogische Rüstzeug mitgeben. Eigentlich kein Problem, die Tools hab ich ihm bereits telefonisch kommuniziert: Teilnahme an der von mir initiierten Schulentwicklung zur partnerschaftlichen Autorität (da soll er doch selber mal in der Teamsitzung verkünden, dass der Anlass an zwei Mittwochnachmittagen stattfindet); Übungen zur gewaltfreien Kommunikation mit Steve, Hospitationen en masse, Teilnahme am Sporttag – und Halten einer Französisch-Lektion in Döbelis B-Klasse, im Teamteaching.

Hannes P. meinte, er überlasse all diese pädagogischen Diskussionen gerne dem Lehrerpersonal. Die Pädagogik outsourcen nennt er dies. Er sei eher der Macher. Wichtig sei ihm, dass sein Team am Schluss hinter seinem Entscheid stehen könne. Dass alle am gleichen Strick reissen.

Da musste selbst ich am Telefon husten, um nicht zu lachen. Träume süss, Hannes P. Eine Klasse führen, das geht ja noch. Aber Lehrpersonen?

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