Gestatten, Jauch. Albert Jauch Junior. Achtzehn Jahre Kabelfabrik Brugg, jetzt im Brunnacker schon seit ’92, also Angestellter in der Gemeinde und Steuerzahler ebenda. So. Und als Steuerzahler sag ich jetzt Ihnen ’was. Das mit dieser Integration ist ein Eigentor.

Ich kann’s beweisen. So.

Jetzt haben wir an der letzten Gemeindeversammlung den Zusatzkredit für die baulichen Massnahmen bezüglich Sonderpädagogisches Konzept gesprochen, Fr. 138‘000.- für den Lift, 48 «Mille» für die rollstuhlgängige Rampe, 380 für das Kompetenzzentrum auf dem ehemali- gen Schulgarten. Wenn die Lehrer sagen, sie brauchen das, machen wir’s eben. Bildung ist Rohstoff, und es ist nicht falsch, wenn man ’mal auch für die Dümmsten und Ärmsten Geld in die Hand nimmt (nein, nicht für die Lehrer, das haben jetzt Sie gesagt!). Die Kinder sind Steuerzahler von morgen, und da denk ich an meine AHV. So.

Und jetzt wird also seit Monaten nach dem neuen Konzept ISR   gfurwerchet.

«Gearbeitet» sagt dem hier niemand. Die Partelli sagt «outsourcen», die Schulz argumentiert mit «entlasten» und Döbeli schwafelt ständig von «sonderbeschulen V2», bis er sein eigenes Echo hört. Die von der Schulpflege spricht von «Chancengleichheit», aber das ist – streng genommen  –  kein Tätigkeitswort.

Schon festzusetzen, wer nun von diesem ISR befallen ist, scheint unmöglich. Meli- na war es, aber so stark, dass die zurück ins Heim musste. Sebastian wurde abgeklärt (drei Mal – ja, das dürfte ich nicht wissen, aber wer weiss das schon nicht?): Er hat Habsburger [Anm. d. Red: Asper- ger], ist verschlossen und verweigert die Zusammenarbeit, vor allem wenn’s um die ISR-Einzelabreibung durch die Seniorin geht.

Kevin, Elvin und Ramona – das sind unsere wahren Spezialisten! Sie machen zwar gar nichts, was im entferntesten etwas mit Lehrplan oder Leitbild zu tun haben könnte. Sie sind auch nicht psychologisch durchleuchtet und schaffen deshalb den Einzug ins Kompetenzzentrum nicht. Heutzutage genügt es nicht, wenn so ein Halbstarker vor dem Lehrer randaliert und auf der Schuelerreis alle chaibe Züügs tubacket. Es muss schon amtlich abgesegnet sein, auf welche Art er dies tut, und unter Ritalin wirst du nicht mehr ernst genommen.

Dabei mögen diese Schüler das Kompetenzzentrum, aber eben nur abends und am Wochenende, weil der Eingang überdacht und vor neugierigen Blicken geschützt ist. Sie wissen ja schon. Das mit dem Abfall haben sie nur einmal gemacht. Am nächsten Morgen war Kevins Töffli weg… und dann haben sie mich verstanden. So.

Vorhin hat Sonja angerufen. Kompetenzzentrum! Raumreservation für den Runden Tisch, 3. Staffel, Fall Kevin H., Sozial- und Arbeitsverhalten! 10 Personen mit der Jugendanwaltschaft, elf, falls die Jugendtreff-Leiterin auch kommt. So. Ein klarer Fall von einem sonderpädagogischen Verlustgeschäft. Die Schule bringt ihm nichts, und er bringt der Schule viel Arbeit, aber nicht den moralisch geschuldeten Anteil an die Vollzeiteinheiten weil nicht abgeklärt.

Niemand weiss, ob das Kompetenzzentrum jemals amortisiert wird. Sonja hat mir aufgetragen, regelmässig die Storen zu verstellen und abends das Licht brennen zu lassen, um eine Belegung anzudeuten. Mittlerweilen wird auch die Schulkonferenz im Kompetenzzentrum abgehalten, und die Teamleitungen wurden angewiesen, im KoZe zu tagen. Das ist für mich jeweils ein zusätzlicher Aufwand am Mittwochnachmittag. Ich kann das immerhin als Zusatzaufwand abrechnen, und so belaste ich mich als Steuerzahler gleich selber. Tschäggsch  es?

Immerhin hilft mir da regelmässig Kevin, der eh nachsitzen muss. Mit Freude.

Artikel herunterladen Übersicht Kolumnen