Diese Lehrer sind einfach ein undankbarer Haufen. Da bemühe ich mich stets, zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit in jedes Fach im Lehrerzimmer zu legen. Habe ich je ein paar Worte des Dankes dafür gehört? Selten! Das ginge ja noch an, aber dass der Schmalz in mein Büro stürmt und mir nahelegt, ich solle mich bei der Schulbehörde dafür stark machen, dass die Lehrer das Handyabo von der Schule bezahlt kriegten, das ist zu viel!
Eine Begründung lieferte er ungefragt nach: Erstens sei das Funktelefon im Kopierraum entweder verschollen (Es ist Döbeli unter einen Stapel Naturkundehefte «gerutscht») oder stundenlang besetzt (Partelli bestellt ein minutiöses Kollektivbillett fürs Klassenlager). Kurz, mit nur einem Telefon sei es unmöglich, mit den Eltern ständig in Kontakt zu bleiben, wie es das Partizipationsleitbild fordere. Es brauche das Gratishandy, sonst könne er seine Arbeit nicht mehr richtig machen.
Wenn der das Wort «Arbeit» in den Mund nimmt, muss ich mir meist das Lachen verkneifen. Schliesslich ist sein VW-Bus immer schon weg, wenn ich abends über den Parkplatz gehe. Ausser er baut in unserer Schulhauswerkstatt mal wieder ein Möbel für den Eigenbedarf… Irgendwie ist es mir gelungen, ihn wieder loszuwerden. Ein Gratisabo für Lehrer – das fehlt gerade noch! Es reicht schon, dass wir dem Hilfiger eines berappen müssen. Der telefoniert damit am Laufmeter! Ich frage mich immer, ob wir wirklich so viele Fälle haben, die eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigen. Überhaupt geht mir diese Fordermentalität auf den Wecker. Ständig muss ich irgendwelche Anliegen abwimmeln, die jenseits unseres Schmalspur-Globalbudgets liegen. Partelli möchte einen Klassensatz des «Grand Larousse», Döbeli ein neues Kunstrasenfeld und einen Schneckenzaun für den Schulgarten, die Hunziker einen Visual Presenter für den
Elternrat und Schmalz einen HD-Beamer, weil sonst seine Ferienfotos im Englisch nicht so gut rüberkommen. Wann schenkt eigentlich mal jemand uns Schulleiterinnen etwas? Die Lehrer kriegen Einmalzulagen – wir dürfen als Gegenleistung berechnen, wem welcher Betrag zusteht. Haben Sie schon mal den Kriterienkatalog gesehen, den uns ein externer Berater dazu erarbeitet hat? Auf so eine verworrene Idee kommt nur jemand, der am Schluss nicht selbst die Punkte für jede zusätzliche Handreichung verteilen muss. Wird ein Schüler, der kein Wort Französisch kann, in den Franzstunden der Partelli als Fremdsprachiger gerechnet? Wie ist eine Klassenlehrerfunktion bei einem 64.3%-Pensum zu gewichten? Gilt das Schlichten der Streitereien zwischen Döbeli und dem Hauswart als ISR oder ISF? Zählt Am-Freitagnachmittag-Unterrichten doppelt? Ein weiteres «Geschenk» ist der Berufsauftrag. Mir graut jetzt schon davor, wenn der Schmalz in mein Büro schneit und «Überstunden» abrechnen will. Oder der Döbeli. Der hat mir am letzten MAB bereits sein Excel-Sheet gezeigt, welches die Arbeitszeiterfassung per Zufallsgenerator ausfüllen kann. Er sei Lehrer, nicht Erbsenzähler, meinte er. Für Letzteres haben wir ja die Schulleiter… Es gibt halt einfach so altruistische Jobs, bei denen man die Geschenke verteilt und selber keine kriegt; wir sind im Schulwesen die Nikoläuse. In diesem Sinne habe ich auch das Problem von Schmalz zu einem günstigen Preis – nahezu – gelöst. Das alte Funktelefon habe ich entsorgt und beim Eschenmoser eines mit zwei Mobilteilen gekauft. Das hat gerade noch ins Budget gepasst. Die haben mir dort das Modell so kompliziert erklärt, dass ich etwas nicht voraussehen konnte: Gleichzeitig telefonieren ist mit einem solchen Gerät gar nicht möglich, aber immerhin kann jetzt der Schmalz mit dem zweiten Mobilteil der Partelli bei der Kollektivbestellung  zuhören.

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