Der Umgang mit schwierigen Schulsituationen kann sich über Monate hinziehen. Das schadet den Betroffenen.
Verhaltensauffällige Schüler-/innen leben in ihrer eigenen Welt. Sie in eine Schulstunde einzubinden, ist schwierig. Auf Druck jeglicher Art – Grenzen oder Konsequenzen – reagieren sie aggressiv. Der Rückzug in die eigene Welt, Abgrenzung und Gewaltbereitschaft ist meistens ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt.
Ebenso oft provozieren verhaltensauffällige Schüler-/innen ihre Umgebung. Masken werden zerrissen, eine Schere fliegt durch den Raum oder dem Banknachbarn wird ein Bein gestellt. Keep Calm and carry on – es ist Teil des Jobs, in solchen Situationen zu intervenieren, oft auch mehrmals in einer Lektion. Dabei geht jedes Mal wertvolle Unterrichtszeit verloren. Das haben die vielen Schüler/innen nicht verdient, die motiviert an Unterricht teilnehmen möchten.
Die meisten Schulen und das Volksschulamt regeln den Umgang mit schwierigen Schulsituationen. Das Problem der Massnahmen: Sie greifen je länger je weniger. Wer kann einen Jugendlichen aus dem Schulzimmer weisen, wenn er sich weigert? Lehrpersonen sind keine Polizisten – Abführen geht gar nicht. Wer in solchen Situationen nicht auf Unterstützung der Eltern zählen kann, muss sich auf die Schadensbegrenzung innerhalb der Klasse beschränken und den Fokus auf die Schüler/-innen legen, die lernen wollen.
Weiterführende Disziplinarmassnahmen bedingen zu Recht eine akribische Aufarbeitung und die Anhörung aller Beteiligten. Im schlechtesten Fall vergehen so Wochen zwischen «Unfug» und Konsequenz. Besonders in Zeiten krankheitsbedingten Abwesenheiten bewegen sich Schüler/innen im schlechtesten Fall monatelang auf dem schmalen Grat zwischen Erlaubtem und Unerlaubten, das Feindbild Lehrperson ständig vor Augen. Was Schüler/innen in solchen Situationen fürs Leben lernen, kann nicht im Sinn einer Bildungsinstitution sein.
Schwierige Schulsituationen zu diskutieren, ist dringend nötig. Und doch sind Gespräche darüber oft tabu. Eine Lehrperson muss alles im Griff haben und darf keinesfalls den Eindruck der Hilflosigkeit erwecken. Im Klassenzimmer mag das ja stimmen. Aber im Teamzimmer gilt das nicht. Hier müssen wir laut denken. Nur so erweitern wir unser Handlungsrepertoire für die nächste schwierige Situation.
Sie sind momentan offline