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«Ich möchte keine flächendeckende Einführung»

Carla Gianutt, Sekundalehrerin in der Stadt Zürich, vertritt gegenüber Tablets eine kritische Haltung.

von Carla Gianutt
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Immer mehr Schulen brüsten sich mit der Einführung von Tablets: Da wagt man kaum etwas dagegen zu halten. Doch entgegen diesem weit verbreiteten Trend, bin ich der Meinung, dass die flächendeckende Einführung von Tablets keinen wirklichen Mehrwert für die Lernenden und fürs Lernen bringen. Im Gegenteil, ohne richtige Begleitung und Ausbildung sowohl der Lernenden wie auch der Lehrpersonen, verkommt die Digitalisierung zu einer Alibiübung anstatt wirklich nachhaltiges Lernen zu fördern.

Nicht alles ist schlecht

Natürlich bin ich nicht gegen alles, was die Digitalisierung mit sich bringt. Auch ich finde es wichtig, dass die Lernenden den Umgang mit den Medien lernen. Auch ich bin froh, wenn in der Schule jederzeit genug Laptops zur Verfügung stehen. Insbesondere die Behandlung des Umgangs mit den Sozialen Medien erachte ich im Unterricht als unabdingbar. Einige dieser Themen können aber auch unterrichtet und behandelt werden, ohne dass alle Lernenden mit eigenen Geräten ausgestattet und der Unterricht vorwiegend nur noch digital mithilfe von Tablets stattfindet.

Nicht-digitale Erfahrungen – Lernen mit allen Sinnen

Ich bin der Meinung, dass die Schule ein Ort bleiben sollte, an dem die Lernenden vorrangig noch «echte» – nicht digitale Erfahrungen machen sollten. Lernen geschieht am besten mit allen Sinnen. Beim Arbeiten mit den Händen macht man wertvolle Erfahrungen, die längerfristig in Erinnerung bleiben. Grundsätzlich ist das Arbeiten mit Heft und Papier viel übersichtlicher und ergonomischer. Man hat ein Bild vom Ganzen und muss nicht in einen viel zu kleinen Bildschirm starren.

Viel zu viel Zeit vor den Bildschirmen

Umfragen bei meinen Lernenden ergaben, dass locker 6-8 Stunden täglich am Smartphone oder am eigenen Laptop verbracht werden, am Wochenende noch mehr. Nicht auszumalen, wie hoch die Zahlen wären, wenn an unserer Schule kein «Natelverbot» herrschen würde. Die Abende und Wochenenden werden ebenfalls vor dem Bildschirm verbracht, sei es mit Gamen, Streamen oder auf den sozialen Medien. Viele Eltern versuchen verzweifelt, ihre Kinder von den Bildschirmen fernzuhalten.

Trend zum Analogen

Da überrascht es nicht, dass die Programmierer aus dem Silicon Valley ihre Kinder auf technologiefreie Schulen schicken und die Bildschirmzeit ihrer Kinder auf ein Minimum begrenzen. Es scheint sich hier ein Trend aufzutun weg vom Digitalen zum Analogen.

Schule als Ort der Begegnung

Digitale Lernprogramme sollten im Unterricht nur kurzzeitig und gezielt eingesetzt werden. Die wertvolle Zeit in der Klasse sollte für das soziale Lernen und den Austausch genutzt werden. Lasst die Schule vorwiegend einen Ort der Begegnung und des analogen Austauschs bleiben – Bildschirme haben die Jugendlichen ausserhalb der Schule genug. 

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