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«Rencontres» verbindet

Sprachaustausche fördern die Motivation und vermitteln dem Sprachenlernen einen Sinn. Damit es aber so weit kommt, müssen sich zuerst die richtigen Menschen unterschiedlicher Schulen begegnen.

von Nicole Bandion, Projektleiterin Fachstelle Austausch und Mobilität
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Eine neue Vernetzungsplattform, die Tagung «Rencontres», will Lehrpersonen aus der Deutschschweiz und der Romandie einander näherbringen. Ein geografisch kleines Land wie die Schweiz mit seiner hohen Sprachenvielfalt ist prädestiniert für den kulturellen und sprachlichen Austausch zwischen den unterschiedlichen Regionen. Die grösste Sprachregion nach der Deutschschweiz ist die Romandie. In insgesamt sieben Kantonen – Genf, Jura, Neuenburg, Freiburg, Bern, Waadt und Wallis – ist Französisch die Amtssprache.

«Im Internet die richtigen Kontakte zu finden und diese dann zu kontaktieren, braucht Glück – und Mut.»

Luzia Vogel, Französischlehrperson und Austauschverantwortliche

Rund zwei Millionen Menschen leben und arbeiten in diesem Landesteil. Obwohl Biel etwas mehr als eine Zugstunde und Neuenburg gut 90 Minuten von Zürich entfernt sind, scheint die Romandie für die Bewohnerinnen und Bewohner der Deutschschweiz oft viel weiter weg. 

Sprachaustausch: Röstigraben als unsichtbare Hürde

Nur durch das Klischee des Röstigrabens lässt sich dieses Phänomen nicht erklären. Unsichtbare Hürden erschweren die Begegnungsmomente zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. 

Aber: Hürden können abgebaut werden. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort Die wohl grösste Hemmschwelle bei der Organisation von Sprachaustauschen und interkulturellen Begegnungen ist oft diese: Wo findet man einen geeigneten Partner, eine geeignete Partnerin oder eine Partnerklasse für den Sprachaustausch? Im Internet die richtigen Kontakte zu finden und diese dann zu kontaktieren, braucht Glück – und Mut. 

Aufwändige Sprachaustausche

Damit Projektideen realisiert werden können, ist das Timing entscheidend. Luzia Vogel, Französischlehrerin und Austauschverantwortliche an der Sekundarschule Hausen am Albis sagt dazu: «Es wäre falsch zu meinen, Austausche zu organisieren sei einfach. 

Denn bei Austauschaktivitäten haben wir mit Menschen zu tun, nicht mit Computern. Dabei kommt es auf die Empathie, persönliche Vorstellungen, aber auch auf die Erwartungen und die persönliche Motivation an. Ein bisschen Funken und Magie gehören auch immer dazu.» Die Lehrpersonen sind dafür verantwortlich, Klassenaktivitäten zu organisieren. Sie sind die zentralen Treiber dafür, dass ein Austausch mit Schulen oder Klassen aus anderen Sprachregionen überhaupt entstehen kann. 

«Es ist falsch zu meinen, Austausche seien einfach zu organisieren.»

Luzia Vogel, Französischlehrperson und Austauschverantwortliche

Umso wichtiger ist es, ihre Lust und Motivation für den Sprachaustausch zu stärken. Was sie brauchen, ist ein sicheres Umfeld, das ein zwangloses Begegnen und Kennenlernen ermöglicht. Am Anfang steht immer der Small Talk, ein Austausch von Ideen, Erfahrungen oder Visionen. Momente, die zeigen, ob man das Heu auf der gleichen Bühne hat, sich ergänzt und sich gegenseitig gar zu neuen Projekten anspornt. Es verhält sich ähnlich, wie wenn sich zwei Menschen kennenlernen. Auch Schulen müssen zuerst Bekanntschaft miteinander machen. Auf dieser Basis baut eine künftige Zusammenarbeit auf. 

Türöffner «Rencontres»

 Bisher fehlt ein geschützter Ort der Begegnung für Lehrpersonen aus dem Kanton Zürich und der Romandie. Deshalb ruft die ämterübergreifende Fachstelle Austausch und Mobilität des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes und des Volksschulamts des Kantons Zürich die Tagung «Rencontres» ins Leben. Sie findet erstmals am 5. und 6. November 2021 an der Pädagogischen Hochschule in Zürich statt. An der Veranstaltung tritt die Austauschverantwortliche Luzia Vogel aus Zürich gemeinsam mit ihrer Kollegin Barbara Lugrin aus Freiburg auf. Sie berichten über ihre jahrelange Erfahrung beim Organisieren von Sprachaustauschen, von gelungenen Begegnungen und den unterschiedlichen Formen des Austauschs. «Rencontres» soll Türen öffnen. Neben den Lehrpersonen aus dem Kanton Zürich und der Romandie nehmen auch Schulleitende und Austauschverantwortliche aus den beiden Sprachregionen am Anlass teil. 

Aktuelle Austauschprojekte und Materialien

Die Tagung ermöglicht eine erste Begegnung, die weiterführende Kontakte und einen anhaltenden Austausch fördern soll. Im Rahmen eines Marktplatzes werden an Ständen aktuelle Austauschprojekte und dafür geeignete Materiale vorgestellt. Workshops geben Impulse, wie Austauschprojekte mit digitalen Medien umgesetzt werden können. Zudem stellt die im August 2020 gegründete Fachstelle Austausch und Mobilität ihr Pilotprojekt «culture mobile» vor, das im Schuljahr 2021/22 startet. Dieses Projekt ermöglicht Zürcher Primar- und Sekundarschulen, Gastlehrpersonen aus der Romandie für eintägige Schulbesuche in der Deutschschweiz willkommen zu heissen. Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungssystem, wird an der Tagung im November ihr Programm «Schulen im Austausch» präsentieren. Dieses soll Lehrpersonen und Schulleitungsmitgliedern unterschiedlicher Schulen vernetzen, mit dem Ziel das On-the-Job-Training zu fördern. Es geht darum, andere Schulrealitäten im Alltag kennenzulernen und darüber hinaus, nachhaltige Schulpartnerschaften zu schaffen.

Informationen zur Tagung:

Wann: 5. und 6. November 2021
Wo: Pädagogische Hochschule Zürich
Kosten: CHF 110.–, Teilnahme am Freitag, ohne Verpflegung CHF 165.–, Teilnahme am Samstag, inkl. Verpflegung CHF 220.–, Teilnahme Freitag und Samstag, inkl. Verpflegung

Anmeldung: https://phzh.ch/MyPHZHLogin/

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